Wie kam es zu diesem Projekt ?
Immer wenn ich in Bagamoyo war, nahm ich am gemeinsamen Essen mit den Spiritanern am Sonntagabend teil. Im Oktober 2017 stellte ich fest, dass Father Maliti, der an der MARUCO Universität unterrichtet hatte, nicht mehr dabei war. Ich erfuhr, dass er jetzt in einem Straßenkinderprojekt tätig sei. Vor einiger Zeit hatte ich ein Buch über ein Straßenkind aus Dar Es Salaam gelesen und hatte dabei schon gedacht, dass ich die darin beschriebene Einrichtung für die Kids gern besuchen möchte. Nun ergab sich also die Möglichkeit, ein Straßenkinderprojekt anzuschauen. Der Kontakt zu Maliti war schnell hergestellt und er lud mich ein, nach Bunju A ins Dogodogo Centre zu kommen. Bevor ich dann wieder heimwärts fuhr, verbrachte ich einen Tag dort und schaute mir alles an. Als wir das Gelände des Centers erreichten, staunte ich nicht schlecht, als mich ein Feuerwehrauto mit Hamburger Nummernschild anlächelte.
Die 27 Jugendlichen im Alter um die 17 Jahre, bekommen hier im Center die Möglichkeit, eine Schreiner- oder Schneiderausbildung zu machen. Maliti hatte in 4 Monaten aus den Kids, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, eine große Familie gemacht. In diese Familie wurde ich als Bibi (Oma) aufgenommen und habe alle ins Herz geschlossen.
Maliti erzählte, dass es an vielen Dingen mangele. Er wisse nicht, wie er die Nahrungsmittel für die Kids im Januar finanzieren könne, da er das Center nur mit Spenden betreibe. Spontan gab ich mein letztes Taschengeld für Mais und Reis. Bei meinem Kurzbesuch stellte ich dann fest, dass viel zu tun ist um das Center in einen akzeptablen Zustand zu versetzen. Da könnten wir von SISI PAMOJA e.V. doch helfen.
Das Dogodogo Centre
1992 gründeten Sister Jean Pruitt und Bernhard Straub ein Auffangzentrum für Straßenkinder in Dar Es Salaam. Kinder, die auf der Straße lebten bekamen hier die Möglichkeit, Unterkunft, Nahrung und eine Schulausbildung zu bekommen (siehe auch: http://www.dogodogocentre.com).
Wegen der schlechten Bedingungen war es vielen Kindern nach Beendigung der Primary school nicht möglich eine weiterführende Schule zu besuchen. Diese Jugendlichen im Alter von 13 – 15 Jahren standen wieder auf der Straße.
Auf dem erworbenen Grundstück in Bunju A wurde deshalb am 05.09.2003 das Dogodogo Multipurpose Training Centre (MTC, Mehrzweck-Schulungszentrum) für Jugendliche eröffnet. Seit 2007 gibt es eine Partnerschaft zur Jugendabteilung der freiwilligen Feuerwehr in Hamburg.
Bis Ende 2016 hatten viele junge Menschen eine Ausbildung nach dem National Vocational Training Programm (VETA) durchlaufen. Damit erhielten sie die Möglichkeit, für ihren Lebensunterhalt selbst aufzukommen. Im November 2016 musste das MTC geschlossen werden, weil nicht genug Spendengelder für den weiteren Betrieb zur Verfügung standen.
Mit Father Maliti und den Spiritanern (Congregation oft the Holy Spirit), wurde eine Organisation gefunden, die das Dogodogo MTC im bisherigen Sinn weiterführt. Das Centre konnte im Juli 2017 mit 19 Jungen und 8 Mädchen wieder eröffnen werden. Die Jugendlichen können wieder eine Ausbildung nach dem VETA –Programm zum Schreiner oder Schneider absolvieren. Die Jungen sind internatsmäßig auf dem Gelände untergebracht. Die Mädchen fahren am späten Nachmittag teils zu Verwandten, teils zu Familien, die sie aufgenommen haben.
Nach Beendigung der Ausbildung möchte Father Maliti die Jugendlichen noch ein Jahr bei ihrem Start ins Berufsleben begleiten, damit sie eine gute Möglichkeit bekommen, in ihrem Beruf Fuß zu fassen.
Auch unter der Leitung der Spiritaner wird das Centre ausschließlich durch Spenden finanziert.
Wie ist es heute ?
Father Maliti eröffnet den Kids nicht nur die Möglichkeit eine Ausbildung zu machen, sondern er unterrichtet sie auch darin, wie Gemüse angebaut wird und wie Ziegen, Schafe und Hühner gehalten werden. Das angebaute Gemüse dient gleichzeitig der eigenen Versorgung. Das Ziel ist, möglichst unabhängig von Spendentöpfen zu sein. Aus diesem Grund gibt es jetzt auch eine Geflügelmast. Zum einen zur eigenen Fleischversorgung und zum anderen um Einnahmen zu generieren, die die laufenden Ausgaben decken.
Der Tagesablauf der Jugendlichen ist streng geregelt. Zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends wird im Garten gearbeitet, werden die Tiere versorgt, in der Schreinerei und Schneiderwerkstatt gelernt, in der Küche geholfen, Englisch oder Feuerwehrtätigkeit gelernt. Wenn die Mädchen am späten Nachmittag das Center verlassen, spielen die Jungen Fußball. Nach dem Abendessen gibt es Gelegenheit zu Spiel und Spaß, bevor in der Bücherei noch gelesen oder Gelerntes nachgearbeitet wird.
An den Wochenenden sind die Tiere zu versorgen und es ist Zeit für Reinigung der Gemeinschaftseinrichtungen und Wäsche. Sonntags liegt die Zubereitung der Mahlzeiten in den Händen der Kids.
Weitere Infos sind hier zu finden : http://www.dogodogomtc.or.tz
Unsere Hilfe bisher
Im Dogodogo MTC gab es ein gut durchdachtes Regenwassersystem. Das Wasser von den Dächern wurde über ein Rohrleitungssystem in große geschlossene Bassins geleitet, sodass für einen Teil des Jahres Wasser zur Verfügung stand. Das Rohrleitungssystem war nicht mehr durchgängig und in den Bassins hatten sich die Wurzeln der umliegenden Bäume breit gemacht. Bei meinem Besuch im Frühjahr 2018 setzte ich mich dafür ein, dass die Bassins wieder nutzbar gemacht und ein Teil der Dachrinnen und Rohrleitungen erneuert werden konnten. Das Wasser soll nun in den trockenen Zeiten für die Bewässerung des Gartens genutzt werden.
Einer der Jungen hatte einen Leistenbruch und große Schmerzen. Durch die Hilfe von Sisi Pamoja konnte ihm die Operation bezahlt werden, die 250 Euro kostete. Es war so schön, als er sich bei meiner Abreise trotz seiner geringen Englischkenntnissen bedankte.
Die Herbstreise stand unter dem Thema Renovierung eines Hauses um den Mädchen die Möglichkeit zu geben, auch auf dem Campus zu wohnen. Unser Verein stellte 1000 Euro zur Verfügung. Der Betrag reichte aus, um das Haus jetzt wieder bewohnbar zu machen. Es fehlt noch eine Solaranlage für die Beleuchtung und ein Wasseranschluss.
Ein großes Problem ist die Trinkwasserversorgung. Es gibt einen Brunnen mit einer Drehstrompumpe, die das Wasser aus 90 m Tiefe saugt und es dann 80m in die Höhe und 450m weit zur weiteren Nutzung pumpt. Leider ist die Stromversorgung in diesem Segment sehr schwankend, sodass im laufenden Jahr 2018 mehrere Pumpen kollabierten. Die staatliche Stromgesellschaft ist nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Unser Plan ist deshalb, einen neuen Brunnen zu bohren, der mit einer Wechselstrom-Pumpe auskommt. Dafür reicht die Stromversorgung aus (wenn nicht gerade generell Stromausfall herrscht). Hilfe ist willkommen.
Es wäre auch wunderbar, wenn wir eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker anbieten könnten. Die Anzahl der Autos auf den Straßen in Tansania nimmt zu und die jungen Menschen hätten auch mit dieser Ausbildung die Chance, für die eigenen Lebenshaltungskosten selbst aufzukommen. Das ist unser gemeinsames Ziel. Die Kosten für einen Lehrer belaufen sich monatlich zwischen 300.000 und 400.000TSH (120 bis 160 € ) und eine Ausbildung für die Kids dauert 2 Jahre.
SISI PAMOJA e.V. möchte das Dogodogo MTC gern weiter unterstützen und benötigt Ihre Hilfe.